Ich bin sicher: der Angriff Russlands auf die Ukraine und die täglichen Nachrichten darüber beschäftigen uns alle. Denn sie markieren eine Zeitenwende für die Sicherheitspolitik unseres Landes. Umso wichtiger war ein Blick zurück nach vorn, mit dem das 1. Deutsch-Niederländische Korps am 10. März mit einer schon lange geplanten Veranstaltung die letzte Zeitenwende deutscher Sicherheitspolitik in den Blick nahm: den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, der vor 20 Jahren begann und im letzten Sommer mit verstörenden Bildern eines hastigen Abzugs endete.
Photo by 1 German-Netherland Corps
Im Rahmen des durch das Korps organisierten und von mir moderierten "Runden Tisches" konnten aktuelle und ehemalige deutsche Soldaten über ihre Einsätze in Afghanistan reflektieren, über ihre Erfahrungen sprechen und sie abgleichen mit der Sichtweise der Auftraggeber aus dem Deutschen Bundestag und betroffener Ministerien. Der differenzierte Blick auf die verschiedenen Phasen des Einsatzes und die damit verbundenen persönlichen Erlebnisse standen im Mittelpunkt der lebhaften Debatte, ebenso wie die jeweiligen Bewertungen, was weniger erfolgreich war und welche positiven Aspekte geblieben sind. Alle Teilnehmer blickten nicht nur auf ihre eigenen Einsätze zurück, sondern sie warfen auch einen Blick in die Zukunft des Landes und seine Perspektiven.
Im Ergebnis waren sich die Betroffenen einig, dass der Einsatz der deutschen Soldaten in vielen Aspekten wichtig und wertvoll war - trotz des plötzlichen Kippens der Lage im letzten Sommer und den verstörenden Bildern des Abzugs. Auch der kundige Blick der Diskutanten auf das, was bleibt - in Form von Chancen und Perspektiven des Landes - zeichnete ein differenziertes Bild von der momentanen Lage.
Die Bereitschaft, genau hinzusehen und differenziert zu bewerten - beim Blick zurück und beim Blick nach vorn - ist nicht nur die Voraussetzung dafür, den Einsatz und seine Bilanz sachlich und angemessen zu bewerten. Sondern dies ist auch eine Verantwortung gegenüber den 59 gefallenen Soldaten, ihren Angehörigen und den vielen hundert Versehrten unter den gut 93.000 Soldatinnen und Soldaten und der zivilen Mitarbeiter, die im Einsatz ihr Leben riskiert haben.
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