Wie oft kommt es in Unternehmen vor, dass im Grunde niemandem mehr zugehört wird. Das Problem kennt jeder. Man selbst hat eine hervorragende Lösung parat - weil man die Erfahrung besitzt oder über mehr Informationen - und möchte diese Lösung kommunizieren. Aber es wird einzig aus dem Grund abgebunden, dass man Mitarbeitende*r ist und keine Führungskraft. Das wirkt sich absolut schädlich auf das Vertrauensverhältnis aus.
Ein wesentlicher Bestandteil von Führung ist daher simples Zuhören und Lernen. Von Allen in einem professionellen Umfeld kann man lernen! Dabei ist es vor allem wichtig, sein Team zu kennen - denn als Führungskraft kann man mit seinem eigenen Team auf einen Pool kreativen Wissens zurückgreifen - man muss nur verstehen, wie man darauf zurückgreift ohne auf eine gewisse "Schwarmdummheit" hereinzufallen. Dabei heißt für mich "verstehen", dass wir bei den Basics anfangen: Ihr Chef gratuliert Ihnen zwei Tage zu früh zu Ihrem Geburtstag. Oder Sie werden von Ihrer Führungskraft gefragt, wie Ihr Kind in der Schule ist - aber Sie haben kein Kind. Möglicherweise geschieht dies am Anfang einer Arbeitsbeziehung, wenn man sich noch nicht so gut kennt. Aber nach drei Jahren enger Zusammenarbeit? Wenn Sie diese Unkenntnis bereits bei solchen "kleinen Dingen" erkennen - was wird ihre Führungskraft über Ihre Geschäftskompetenzen sagen? Wie wird er/sie Sie motivieren? Als ich meine erste Führungsverantwortung bekam, war ich verantwortlich für ein Team von 10 Soldaten. Ich erkannte schnell, dass nicht nur jeder ein Individualist war - jeder hatte spezifische Fähigkeiten. Einer von ihnen war besonders robust und konnte große Gewichte über lange Distanzen bewegen, ohne dass es ihn körperlich beeinträchtigte. Der andere war Mechatroniker und wusste alles über Fahrzeuge aber körperlich weniger leistungsfähig. Es wäre fahrlässig gewesen, den robusten Kerl zum Kraftfahrer zu machen und die schwere Ausrüstung dem Mechatroniker zu übertragen. Einmal stand der kräftige Mann mitten in der Nacht vor mir und klagte mir sein Leid. Seine Eltern wurden bei einem Verkehrsunfall getötet und er fühlte sich nun für seine Schwester verantwortlich. Ich habe lange mit ihm gesprochen, ihn ermutigt, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe daraufhin offizielle Unterstützung organisiert und einen vorübergehenden Urlaub erwirkt, damit er seine Angelegenheiten regeln kann. Aber ich konnte das nur tun, weil ich meinen robusten Mitarbeiter kannte. Ich wusste, dass er dem Vertrauen und der Hilfe gerecht werden würde und vor allem, dass er ehrlich war. Jahre später war ich in Afghanistan und sah mich der Situation gegenüber, dass ein mir zugeteiltes Teammitglied nicht motiviert war. Wieder konnte ich nur helfen, weil ich die Person kannte und wusste, dass seine Familie sein größter Ansporn und Motivator war. Ich organisierte ein Handy und eine regelmäßige Kommunikationsmöglichkeit für ihn und er war nach einigen Tagen wieder auf der Höhe und motiviert. Kennen Sie Ihr Team - es gibt nur wenige Dinge, die eine ähnliche Priorität haben. Also versuche ich stets, eine enge Beziehung zu meinen Mitarbeitenden aufzubauen und aufrecht zu erhalten, in dem ich immer persönliche Fragen stellen und die Menschen kennen lerne. Das geht nur im direkten Gespräch und durch Zuhören. Dazu gehört auch, was vor der jetzigen Arbeit war und was die Ziele des Einzelnen sind. Wie sind die Hobbys, was wurde gelernt / getan / studiert? Der Erfolg zeigt sich schon in kurzer Zeit in Form von Vertrauen. Ich sollte also zu jeder Zeit als Führungskraft meinen Mitarbeitenden zuhören und von ihnen lernen. Jeder Mensch hat einen individuellen Horizont und sehr persönliche Erfahrungen gemacht. Auf dieses Wissen nicht zurück zu greifen wäre sträflich und dumm. Mitarbeitende zu unterstützen, die sich einbringen wollen, ist Gold wert und muss unter fast allen Umständen gefördert werden - vor allem aber im Sinne der eigenen Absicht gelenkt.
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