Führung und der Anspruch auf eine Durchführung der Anweisungen ist immer wieder Diskussionspunkte in Organisationen. Die Bundeswehr hat das im Rahmen von Befehl und Gehorsam geregelt - einem uralten Prinzip in einer stark hierarchischen Organisation. Denn natürlich ist die Bundeswehr kein Wünsch-dir-was-Verein. Eine Armee kann nur funktionieren, wenn hinter einer Anweisung zu einem bestimmten Verhalten auch eine gewisse Verbindlichkeit steckt. Und wie macht das die Wirtschaft? Ist das da etwa anders?

Auch im Zivilen gibt es fraglos Aufträge. Sicher nicht mit der Dramatik und den Auswirkungen wie beim Militär (es geht in den allermeisten Fällen nicht um Leben und Tod) - aber dennoch ist die Ausführung der Aufträge wichtig für die Funktionalität der Firma. In der Bundeswehr haben wir für die Durchsetzung von Befehlen Instrumente wie die Vorgesetztenverordnung (VVO) oder das Wehrdisziplinarordnung (WDO) sowie das Soldatengesetz (SG). In Firmen ziehen neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) vor Allem Arbeitsverträge und andere Vereinbarungen.
Natürlich sind in beiden Bereichen - Wirtschaft wie Militär - rechtmäßige und verbindliche Anweisungen auszuführen. Im Militär gibt es dafür Prüfschemen, die jede:r Soldat:in lernt. In Unternehmen ist das weniger formalisiert geregelt. Da hilft in den meisten Fällen schlicht der Menschenverstand. Auch das gehört zu Führung und einer Führungskultur - nämlich das Aufträge durchgeführt werden - wenn Sie rechtmäßig und verbindlich sind. Und sollte ein solcher Auftrag nicht ausgeführt werden, muss es auch berechenbare Konsequenzen geben.
Man kann allerdings auch einen gänzlich anderen Ansatz wählen, wenn man von einer anderen Sichtweise ausgehen will. So beschreiben manche junge Unternehmen die Funktion von Führung als nicht mehr notwendig, wenn alle Mitarbeitenden im Team den selben intrinsischen Antrieb haben und die Vision des Unternehmens zu 100% leben. Demokratische Strukturen helfen bei notwendigen Neuausrichtungen und Entscheidungen, das Kollektiv trägt Entscheidungen mit, jede:r Mitarbeitende bringt sich voller Elan in das Unternehmen ein und definiert sowie sucht sich die eigenen Aufgaben nach den aktuellen Erfordernissen selbst. Alles ist auf eine große Vision zugeschnitten. Mitarbeitende, die den Fokus verlieren, entscheiden selbstständig, das Unternehmen zu verlassen. Verantwortung trägt das Kollektiv.
Ich bin davon überzeugt, dass jede Organisation eine Führungsphilosophie benötigt - und wenn diese nur definiert, dass es keine Führung gibt. Klarheit ist dabei entscheidend. Jede:r Mitarbeitende muss klar und eindeutig wissen, wie denn jetzt entschieden, verantwortet und geführt wird. Sowohl das Militär als auch die Wirtschaft haben enorm wirkungsvolle Methoden und Instrumente, um Führung zu transportieren oder zu projizieren - aber es hängt wie immer von den Menschen ab, die Instrumente nutzen oder nicht. Beide Bereiche können von dem jeweils anderen Bereich unglaublich viel lernen - selektiv und partiell das ein oder andere übernehmen zweckmäßig angepasst adaptieren.
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